Entspannte Verhältnisse

Ich glaube nicht an eine dauerhafte Entwicklung hin zum Guten oder zum Schlechten. Was ist die Geschichte anderes als ein Aus- und Einatmen, An- und Entspannen zwischen Extremen, eine Entwicklung bis hin zum Verfall und Neubeginn eines Zeitprozesses? Durch Akzeptanz und Toleranz sich manifestierende entspannte Verhältnisse glimmen auf im Panorama begründeter Hoffnungen und bevor man sich´s versieht, scheint jegliche Glut vom Stiefel der Repression zertreten, von Verklemmtheit und Ängsten verschüttet, als hätte nie die Möglichkeit einer freieren und aufgeklärteren Zeit den Horizont erhellt. Nur der keinem Zweck unterworfene Kampf um Unmögliches lohnt den Einsatz. Der Zweck heiligt die Mittel, ein Motto der Anpasser und Mit-dem-Strom-Schwimmer, die die bestehenden Verhältnisse nie in Frage stellen würden, sondern damit immer zementieren. Sie sind anspruchslos gegenüber geistigen Dingen und beanspruchen fraglos und selbstverständlich nachdrücklich sämtliche materiellen Güter ihrer Zeit und ihrer Welt ohne auch nur einen Zweifel an Rechtmäßigkeit und Moral ihres Anspruchs. Denn Moral ist etwas für Schichten, die sie nötig haben und das Recht steht immer an der Seite der Erhöhten, die sich nur empören, wenn unter ihnen ein Rechtsanspruch laut wird, der von ihrer Warte aus geradezu widernatürlich ist.

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